Aufstieg ist kein Nahziel mehr

Mehr als die Hälfte der Saison haben die Drittliga-Handballer der Mecklenburger Stiere absolviert, liegen mit 24:14 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz. Vor einer Woche musste die Mannschaft gegen die HSG Ostsee die erste Heimniederlage einstecken. Die Erwartungshaltung im Stiere-Umfeld ist, nicht zuletzt weil der Verein einen Zweitliga-Aufstieg 2020 als Ziel ausgerufen hat, groß. Stiere-Vereinspräsident Heiko Grunow legt im Interview mit Hagen Bischoff seine Sicht zur aktuellen Situation dar.

Herr Grunow, der Aufstieg in die 2. Bundesliga wurde für 2020 als Ziel ausgegeben. Derzeit liegt die Mannschaft auf Platz fünf, neun Punkte hinter Spitzenreiter Rostock. Wo sehen Sie sich in Ihrem Fahrplan?

Heiko Grunow: Wenn man das Ziel mal auseinanderpflückt, gibt es zwei Punkte darin. Zum einen den Aufstieg, zum anderen das Jahr. Das Ziel Aufstieg 2. Liga bleibt nach wie vor bestehen, den Teil 2020 würde ich am liebsten streichen. Als wir das Ziel formuliert hatten, entsprach das damals den Erwartungen und unseren Planungen. Wenn wir das zum jetzigen Zeitpunkt aber nüchtern analysieren, dann haben wir diese Planungsziele nicht erreicht. Und wenn wir das vernünftig betrachten, dann sehen wir, dass wir sie auch nicht erreichen werden.

Was muss denn passieren, um zu sagen, ja, wir können aufsteigen?

Heiko Grunow: Das ist vielleicht genau der Punkt. Können ist das eine, nachhaltig in der 2. Liga zu bleiben, ist das zweite. Dazu müssen wir nicht nur die Voraussetzungen für den Aufstieg, sondern auch für den Verbleib schaffen. Entweder geben wir noch viel mehr für externe Spieler aus, für die wir momentan das Geld gar nicht haben, oder wir nehmen das, was wir eigentlich schon haben – und was schon sehr gut ist – und setzen auf unseren eigenen Nachwuchs.

Wie soll denn der Nachwuchs künftig ins Männerteam integriert werden?

Heiko Grunow: An Zahlen kann man das nicht festmachen. Wir können nicht sagen, jede Saison soll mindestens ein Spieler zu den Männern stoßen. Für uns wird es wichtig sein, im Nachwuchs unter anderem in der Jugendbundesliga vertreten zu sein. Und wir müssen für den Nachwuchs so attraktiv sein, dass die Spieler in Schwerin bleiben möchten. Ideal wäre, könnten wir ein Drittel des ersten Männerteams aus dem eigenen Nachwuchs generieren.

Was kann man denn in der aktuellen Saison noch von den Stieren erwarten?

Heiko Grunow: Ich würde mir wünschen, dass wir alle – und mit alle meine ich wirklich alle – unsere Erwartungshaltung ein wenig erden. Wir sollten wieder mehr Spaß am Handball haben. Wir haben eine tolle Halle, tolle Fans und keinen Spieler, der Arbeitsverweigerung betreibt. Ich glaube, es sind zur Zeit alle einfach etwas zu verkrampft.

Die Erwartungshaltung der Fans vor der Saison, die der Verein mit seinem Ziel weiter verstärkt hat, war aber verständlich.

Heiko Grunow: Absolut. Wir müssen mehr daran arbeiten, den Fans zu sagen, was wir eigentlich machen. Wir haben mal irgendwann gesagt, wir würden ein neues System trainieren. Dass es aber länger dauert, das zu etablieren, haben wir nicht mehr erwähnt. Vielleicht hätten wir schon vor drei Monaten sagen müssen, dass das Ziel Aufstieg 2020 etwas hochgegriffen ist. Die Unzufriedenheit der Fans hat, denke ich, weniger mit der Mannschaft zu tun, als vielmehr damit, dass die Leute dachten, wir laufen einem Traum hinterher und wachen nicht auf. Wir sind aber aufgewacht.

 

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Endlich sagt es mal einer

Wer Ziele offen formuliert, muss sich daran messen lassen. Die Stiere haben vor der Saison den Zweitliga-Aufstieg für das Jahr 2020 ausgegeben. Da gehört der Schweriner Handball auch zweifelsohne hin. So wie sich die Mannschaft in dieser Saison allerdings präsentiert, ist der Sprung zum Aufstieg in der kommenden Spielzeit aber wohl zu groß. Anspruch und Wirklichkeit passen noch nicht – das bemerken auch die Fans. Stiere-Präsident Heiko Grunow hat das nun etwas korrigiert, sogar Fehler eingeräumt. Endlich sagt es mal einer. Gedacht haben das schon viele.

Keiner wird den Stieren für das Korrigieren des Zieles den Kopf abreißen. Am Aufstieg in Liga zwei halten die Schweriner fest. Ein bestimmtes Jahr soll aber nicht mehr ausgegeben werden. Es soll ein nachhaltiger Aufstieg sein – nicht auf Teufel komm raus und mit Macht. Das ist richtig. Hagen Bischoff

Und wenn es nach Grunow geht, dann auch mit mindestens einem Mannschaftsdrittel aus Eigengewächsen. Auch das wäre wünschenswert. Aber dazu muss der gute Nachwuchs ja erst noch heranreifen. Hagen Bischoff

(Schweriner Volkszeitung vom 16. Februar 2019)

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