Dessau-Fans erobern Stiere-Arena

Dass die Fans der Mecklenburger Stiere laut sein können, haben sie in unzähligen Spielen, in der sie die Sport- und Kongresshalle in eine Festung verwandelten, bereits bewiesen. Gestern Nachmittag waren sie zum Ende der Partie zwischen ihren Handball-Stieren und dem Dessau-Rosslauer HV still. Die einzigen Anhänger, die noch feierten – und das über die gesamten 60 Minuten mit lautstarken Gesängen – waren die Fans der Gäste, gewann ihre Mannschaft doch verdient mit 29:24 (14:12).
„Was Dessau auszeichnet, ist ihre kompakte Abwehr mit einem guten Torwart. Wir mussten immer, und das zermürbt dich irgendwann, für unsere Tore hart arbeiten. Man hat im ganzen Spiel gesehen, dass sie irgendwo ein kleines bisschen sicherer und auch besser waren“, resümierte Stiere-Linksaußen Christian Zufelde. Die Hausherren liefen vor 1618 Zuschauern praktisch immer einem Rückstand hinterher, waren mehrfach gar mit fünf Toren im Hintertreffen (7:12, 9:14), konnten allerdings durch einen Zwischenspurt bis zur Pause auf 12:14 verkürzen und waren so im zweiten Durchgang zumindest in Schlagdistanz.
In den zweiten 30 Minuten hatten die Stiere dann auch zweimal per Siebenmeter die Chance, auf 15:16 zu verkürzen, scheiterten allerdings beide Male am gut aufgelegten Dessau-Keeper. So hielt der Spitzenreiter die Truppe von Mannhard Bech in der gesamten zweiten Hälfte immer etwas auf Distanz. „Es waren immer diese zwei, drei Tore. Immer wenn wir auf zwei rankamen, haben sie schnell ein Tor gemacht. Ich glaube, Dessau hat uns immer genau so weit rankommen lassen, wie sie es wollten“, so Zufelde weiter. Spätestens beim 22:26 (54.) aus Schweriner Sicht war klar, dass sich Dessau-Rosslau an diesem Tage die Punkte holen würde, zu abgeklärt agierte der Zweitliga-Absteiger. „Gegen viele Mannschaften kommen wir auch zu einfachen Toren. Gegen Rostock, wahrscheinlich auch Hildesheim und jetzt auch Dessau ist es allerdings immer noch ein bisschen was anderes“, sagte Christian Zufelde abschließend.
Während also viele Schweriner etwas enttäuscht die Halle verließen, konnten sich die Fans aus Dessau auf eine schöne Rückfahrt freuen, eroberten sie doch zusammen mit ihrer Mannschaft die Stiere-Arena. Und das kommt wahrlich sehr selten vor.
Mecklenburger Stiere: Kominek, Heinemann – Grämke 1, Weßeling 5, Reiter 5/1, Barten, Evangelidis, Zufelde, Klimt, Aust 1, Passias 2, Williams 5, Papadopolus 5, Leu.
Hagen Bischoff (Schweriner Volkszeitung, 7. Oktober 2019)