Mecklenburger Stiere fügen VfL Potsdam ersten Punktverlust zu

Im Vorfeld der Drittliga-Partie zwischen den Mecklenburger Stieren und dem VfL Potsdam waren die Rollen eigentlich klar verteilt. Am Ende zeigte die Anzeigetafel der Kästnerhalle trotzdem ein unerwartetes Ergebnis.
Noch 24 Sekunden auf der Uhr. Keinen der 178 Zuschauer hält es in der Schweriner Kästnerhalle mehr auf den Sitzen. Kurz zuvor hatte Tim Freihöfer den VfL Potsdam mit 32:31 in Führung gebracht. Stiere-Trainer Norbert Henke greift zur Grünen Karte und nimmt seine letzte Auszeit. Das Team noch einmal heiß machen, einen letzten Spielzug ansagen, die sechs Feldspieler für die finale Sequenz zurück auf die Platte schicken. Kevin Herbst schnappt sich den Ball, versucht auf halbrechts durchzubrechen, bindet zwei Gegenspieler und legt ab auf Rechtsaußen. Miroslav Nedoma hat kaum Platz, steigt aus spitzem Winkel hoch und bringt den Ball drei Sekunden vor Abpfiff irgendwie im Potsdamer Tor unter. 32:32. Der Jubel kennt keine Grenzen.
Mecklenburger Stiere gehen früh in Führung
Kevin Herbst gibt den Anheizer an diesem Samstagabend. Immer wieder reißt er die Arme nach oben und versucht, Mitspieler und Fans zu motivieren. „Gerade in der Schlussphase habe ich gespürt, dass wir die Halle brauchen. Die Unterstützung kam dann und hat uns den letzten Kick gegeben“, sagte Herbst nach der Partie unter den „Oh wie ist das schön“-Gesängen der Zuschauer.
Aber zurück zum Anfang. Schnell wird deutlich, dass es für die Mecklenburger Stiere an diesem Tag gegen den bis dahin verlustpunktfreien Tabellenführer etwas zu holen gibt. Torhüter Filip Hancic hält die ersten beiden Würfe und vorne sorgen Kevin Herbst und zweimal Miroslav Radona für die 3:0-Führung. Bis zur 19. Minute können die Schweriner den Abstand auf zwei Tore halten. Dann nimmt Gästetrainer Bob Hanning die erste Auszeit der Gäste und fortan gestaltet sich das Spiel noch ausgeglichener. Bis zum Ende der Partie kann sich keine der beiden Mannschaften absetzen und so kommt es zu den dramatischen Schlussminuten.
Jahresabschluss geglückt
„Schwerin hatte eine extrem große Präsenz und Leidenschaft. Sie wollten das Spiel unbedingt gewinnen. Bei uns haben in der zweiten Halbzeit nicht alle Leistungsträger ihr Potential ausgeschöpft“, sagte Hanning nach der Partie. Trotzdem sei er aufgrund der Umstände von mehreren Corona-Fällen in der Mannschaft einverstanden mit dem Ergebnis. „Und wenn ich es einem Verein gönne, dann den Mecklenburger Stieren, weil sie sich sportlich absolut fair verhalten haben“, verwies der ehemalige Vizepräsident des Deutschen Handballbundes auf die unkomplizierte Spielverlegung von Sonntag auf Samstag.
Auch Stiere-Trainer Norbert Henke zeigte sich nach Abpfiff sehr glücklich mit der Punkteteilung. „Diesen Jahresabschluss haben wir uns gewünscht. Ich bin hochzufrieden mit dem Ausgang der Partie. Das hat richtig Spaß gemacht, die eigene Mannschaft bis zum Ende kämpfen zu sehen.“
Stiere zeigen beste Saisonleistung
Bester Werfer des Spiels wurde Rückraumschütze Theodoros Evangelides mit neun Treffern. „Ihn sollte man heute aus dieser geschlossenen Mannschaftsleistung noch einmal gesondert herausheben. Theo erlebt seinen vierten, fünften oder sechsten Frühling. Das war sein Spiel heute“, lobte Henke den eigentlichen Abwehrchef. Egal wie viele Gegenspieler die Potsdamer gegen Evangelides stellten, er fand immer eine Lücke und brachte den Ball mit hoher Zuverlässigkeit im gegnerischen Tor unter.
Nur bei der letzten Aktion des Spiels war der Grieche dann nicht beteiligt. Er wird es verschmerzen können, sprang Kevin Herbst ihm doch in der Schlusssequenz zur Seite. „Es fühlt sich saugeil an. Wir haben heute die beste Leistung der Saison abgerufen. Man hat gesehen, was wir für eine gute Mannschaft sein können, wenn wir unser Ding durchziehen“, freute sich Herbst über das Unentschieden.
Mecklenburger Stiere: Raatz, Hancic – Grämke 6, Schroeder, Kix, Evangelides 9, Zufelde 1, Hagen, Schramm, Gautzsch, Fritz, Nedoma 7/1, Herbst 6, Mojzis 3.
Zeitstrafen: Stiere 4 – Potsdam 3
Siebenmeter: Stiere 1/3 – Potsdam 2/2
Zuschauer: 178
Quelle: www.svz.de/Tim-Julius Berchtold
Foto: Dietmar Albrecht
Nichts war es mit dem Geburtstagsgeschenk der Mecklenburger Stiere für ihren Trainer Norbert Henke am Sonntagnachmittag in der Palmberg-Arena. Seinen 65. „feierte“ Henke durch eine 26:29-Niederlage gegen den TSV Altenholz ohne zwei weitere Drittliga-Punkte.
Einfach zu viele Fehler gemacht
Die wären gegen den Tabellenzweiten aus Altenholz allerdings durchaus im Bereich des Machbaren gewesen, wie auch der 6:1-Start (12.) zeigte. Die Gäste ließen sich von ihrem Fehlstart aber nicht beirren, spielten in der Folge richtig gut mit und gingen beim 11:10 (26.) erstmals nach dem 1:0 selbst in Führung. Die Stiere konnten ihren Schwung aus der Anfangsminuten nicht noch einmal aufleben lassen. Zur Pause lagen sie mit 12:14 zurück, im Verlauf der zweiten Hälfte dann immer wieder mit drei, vier Toren. Und das hatte eigentlich einen einzigen Grund. Die Schweriner leisteten sich zu viele Fehler. Zwar kamen sie beim 22:23 (49.) noch einmal auf ein Tor heran, beim 25:27 hatten die Stiere auch nochmal die Chance auf den Anschluss, leisteten sich aber erneut einen technischen Fehler. „Wir haben uns hier selbst geschlagen. Wer so viele Fehler macht, kann nicht gewinnen. Wir sind immer dran, aber wenn wir die Chance haben, auf einen zu verkürzen, dann machen wir einen technischen Fehler. Das ist ärgerlich, weil das keine unschlagbare Mannschaft war“, fasste Julius Schroeder die dritte Saisonniederlage zusammen.