Schuften fürs Comeback

Nach einer Verletzung beginnt für Sportler der lange Weg zurück – so wie für Handballer Christian Zufelde, der bald wieder für die Mecklenburger Stiere spielen möchte
Der erste Wurf nach der Verletzung war gar nicht geplant – doch als Mitte Januar beim Aufwärmen im Heimspiel der Mecklenburger Stiere gegen den Oranienburger HC ein Ball in seine Richtung rollte, musste Christian Zufelde das Spielgerät einfach zum Mannschaftskollegen zurückwerfen. „Hey, mein erster Wurf nach der Verletzung – und das ganz oh- ne Schmerzen“, war der Handballer damals fast schon ein wenig überrascht.
Verletzungen. Sie passieren oft aus heiterem Himmel. Mal ohne Fremdeinwirkung, mal verursacht durch einen Gegenspieler. Sie gehören eben- so zum Sport wie das Siegen und Verlieren. Gefeit vor ihnen sind weder Hobby- noch Profi-Sportler. Kleine „Wehwehchen“ sind oft schnell wieder Geschichte und nicht von großem Belang. Doch was ist, wenn der Körper vorerst komplett außer Dienst gestellt ist? Dann beginnt der lange Weg zurück – so auch für Stiere-Handballer Christian Zufelde.
Vor gut fünf Monaten im Spiel gegen den SV Beckdorf kugelte sich der Linksaußen die Schulter aus und zog sich zusätzlich noch Knochenabsplitterungen zu. So richtig erinnern kann er sich an die Situation nicht mehr. „Ich bin nach einem Eins-gegen-Eins zwischen zwei Spielern abgesprungen und dann weiß ich nicht mehr viel. Ich lag dann auf dem Boden und hab gemerkt, dass mit meiner Schulter etwas nicht in Ordnung ist.“ Was folgte, war eine Operation in der Berliner Charité im Oktober inklusive anschließender Physiotherapie und Reha.
Seit dem 3. Januar ist für Zufelde allerdings Athletiktraining angesagt. „Das habe ich so mit dem Rehazentrum vereinbart. So kann ich mich eigenständig am besten für den Handballsport fitmachen“, sagt der 29-Jährige, der von der Jugend an bis 2010 für den SV Post Schwerin spielte.
Tagtäglich wird geschuftet – seit Ende Januar auch vormittags individuell mit dem Handball. „Im März möchte ich wieder das erste Training mit der Mannschaft machen. Ich mache mir aber keinen Druck. Auf eine Woche mehr kommt es jetzt nicht mehr an. Dafür habe ich lieber länger gewartet, als zu früh ins Training einzusteigen“, erklärt Zufelde.
Ob es also für das Auswärtsspiel am 4. März beim MTV Braunschweig reicht, wird sich zeigen. Ansonsten würde „Zufi“, wie Christian Zufelde von allen nur gerufen wird, am 12. März beim Heimspiel gegen den DHK Flensborg sein Comeback geben. Bisher sind es 154 Tage ohne richtigen Handball – doch ein Ende der Leidenszeit ist so langsam in Sicht.
„Wenn ich wieder voll ins Training einsteige, dann muss keiner der Mitspieler Rücksicht auf mich nehmen“, sagt der gebürtige Schweriner. Zufelde will richtig angreifen: „Ich musste so lange warten, bis ich wieder einsteigen kann. Daher ist meine Motivation, gerade für Schwerin zu spielen, auch so groß.“ Und er ergänzt: „Ich möchte mein Leistungsvermögen natürlich jetzt auch auf der Platte zeigen.“
In den ersten beiden Partien für die Stiere hat der bundesligaerfahrene Rechtshänder angedeutet, was in ihm steckt. Den vier Toren gegen Oranienburg und den fünf Treffern gegen Beckdorf sollen in Zukunft möglichst viele weitere folgen. Nicht nur in dieser Saison, sondern auch in den folgenden Spielzeiten. Irgendwann will Zufelde mit den Mecklenburger Stieren noch in der 2. Bundesliga auf Tore- und Punkte-Jagd gehen. „Ich möchte der Mannschaft mit meiner Erfahrung helfen, mit meinem Enthusiasmus die Leute mitziehen. Deswegen passte es auch perfekt, wieder hierher zurückzukehren.“
Bis der Linksaußen wieder ins Spielgeschehen eingreifen kann, müssen sich die Fans des Drittligisten noch ein wenig gedulden. Doch wenn es soweit ist, dann dürfen sie sich auf einen fitten und top motivierten „Neuzugang“ freuen, der sich für sein Comeback mächtig geschunden hat.
Hagen Bischoff, Schweriner Volkszeitung